Ulugh Beg – Der Fürst der Sterne und seine Sternwarte

Ulugh Beg, oft auch „Prinz der Sterne“ genannt, war eine herausragende Persönlichkeit in der Geschichte der Astronomie. Er wurde 1394 in Soltaniye im heutigen Nordirak geboren und war nicht nur ein Prinz der Timuriden-Dynastie, sondern auch ein leidenschaftlicher Astronom und Gelehrter. Sein Großvater Timur, bekannt als Tamerlan, und sein Vater Schah Ruch prägten die politische Landschaft Zentralasiens, aber es war Ulugh Begs Leidenschaft für die Astronomie, die seine Geschichte prägte.

Ulugh Beg, dessen Name „Großer Herrscher“ bedeutet, übernahm in jungen Jahren die Verwaltung der Stadt Samarkand, doch seine wahre Berufung waren Astronomie und Mathematik. Inspiriert von den Arbeiten früherer Astronomen wie Nasīr ad-Dīn at-Tūsī errichtete er eine der bedeutendsten Forschungseinrichtungen seiner Zeit – die Ulugh-Beg-Madrasa, eine Kombination aus Universität und Sternwarte in Samarkand, heute Usbekistan.

Das herausragende Merkmal seiner Sternwarte war ein gigantischer Sextant mit einem Durchmesser von 36 Metern, das größte astronomische Instrument seiner Zeit. Mit diesem beeindruckenden Instrument konnte Ulugh Beg die Positionen von fast 1000 Sternen mit erstaunlicher Genauigkeit vermessen. Seine Ergebnisse, die im Zīdsch-i Sultānī veröffentlicht wurden, waren revolutionär und stellten viele bisherige astronomische Annahmen in Frage. Sie enthielten genaue Berechnungen, z. B. der Länge eines Jahres und der Neigung der Erdachse.

Die Madrasa von Samarkand war nicht nur ein Zentrum der Astronomie, sondern auch der mathematischen Forschung. Hier wurden unter anderem exakte Tabellen für Winkelfunktionen und die Zahl Pi berechnet. Diese Arbeiten beeinflussten die wissenschaftliche Welt nachhaltig und trugen dazu bei, das astronomische Wissen erheblich zu erweitern.

Trotz seiner wissenschaftlichen Leistungen und seines Einflusses blieb Ulugh Beg im Westen weitgehend unbekannt. Erst im 17. Jahrhundert wurden seine Arbeiten im Westen bekannt, zu einem Zeitpunkt, als neuere Forschungen bereits vorlagen. In Zentralasien und im Nahen Osten hingegen beeinflusste das Werk Ulugh Begs die Gründung weiterer Observatorien und trug zur Weiterentwicklung der Astronomie bei.

Ulugh Begs Leben endete tragisch, als er 1449 auf Befehl seines eigenen Sohnes ermordet wurde. Heute erinnert das Ulugh-Beg-Observatorium in Samarkand an seinen Gründer und seine Leistungen. Die historische Sternwarte und ihre Instrumente sind ein bleibendes Zeugnis seines Beitrags zur Astronomie.

Ulugh Begs Geschichte ist ein faszinierendes Kapitel der Wissenschaftsgeschichte, das uns daran erinnert, dass die Geschichte der Astronomie weit über die bekanntesten Namen hinausgeht und von vielen Kulturen und Persönlichkeiten geprägt wurde. Sein Vermächtnis ist ein leuchtendes Beispiel für die Bedeutung der Astronomie und der Wissenschaft über die Grenzen von Kulturen und Epochen hinweg.