Doggerland, eine ausgedehnte Landmasse, die einst das heutige Großbritannien mit dem europäischen Festland verband. Vor etwa 12.000 Jahren, während der letzten Eiszeit, war Doggerland eine blühende Region. Damals lag der Meeresspiegel aufgrund der großen Wassermengen, die in den Gletschern gebunden waren, deutlich niedriger als heute, etwa 120 Meter unter dem heutigen Niveau. Viele Gebiete, die heute unter Wasser liegen, waren damals trocken. Es war über Jahrtausende von Menschen besiedelt und bot mit seiner reichen Flora und Fauna, zahlreichen Flüssen und Seen sowie dem Zugang zum Meer ideale Bedingungen für Jäger und Sammler.
Die Existenz von Doggerland wurde erst im 20. Jahrhundert bekannt, als Fischer in der Nordsee Knochen und andere Überreste von Landtieren fanden, die auf ein ehemaliges Festland hindeuteten. Der Fund einer 12.000 Jahre alten Harpune in einem Torfstück untermauerte die These, dass dieses Gebiet einst bewohnt war. Der britische Botaniker und Geologe Clement Reid war einer der ersten, der die Idee eines versunkenen Landes in dieser Region vorschlug. Doggerland erstreckte sich über eine Fläche von etwa 23.000 Quadratkilometern. Doch der Klimawandel und das Ende der Eiszeit führten zu einem Anstieg des Meeresspiegels und damit zum allmählichen Verschwinden von Doggerland. Das Abschmelzen des Laurentidischen Eisschildes in Nordamerika beschleunigte diesen Prozess und veränderte die Meeresströmungen und das globale Klima.
Das endgültige Aus für Doggerland kam vermutlich vor etwa 8.200 Jahren, als das Storrega-Ereignis, ein massiver Unterwasserhangrutsch vor der norwegischen Küste, gewaltige Tsunamis auslöste. Diese überfluteten Doggerland vollständig und läuteten das Ende dieser einst blühenden Region ein. Die Erforschung von Doggerland bietet wertvolle Einblicke in die prähistorische Besiedlung Europas und in die dynamischen geologischen Prozesse, die unsere Welt formen.