Der Weg der Wissenschaften ist ein komplexes Geflecht aus Irrtümern, Korrekturen und beeindruckenden Entdeckungen. Besonders faszinierend ist die Entwicklung der Astronomie, die uns zeigt, wie der Mensch versucht hat, seine Umgebung im Kosmos zu verstehen. Diese Reise zeigt nicht nur unser wachsendes Verständnis des Universums, sondern auch, wie wir unsere Irrtümer korrigiert haben. Ein interessantes Beispiel ist die Theorie des elektrischen Universums.
Im 17. Jahrhundert legte Isaac Newton mit seiner Gravitationstheorie den Grundstein für die moderne Naturwissenschaft. Seine Theorie erklärte die Bewegungen der Himmelskörper mit bemerkenswerter Genauigkeit. Doch sie hatte ihre Grenzen, wie die Bewegung des Planeten Merkur zeigte. Newton konnte zwar das „Wie“ der Gravitationskräfte beschreiben, nicht aber das „Warum“.
Jahrhundert brachte Albert Einstein mit seiner Allgemeinen Relativitätstheorie Licht ins Dunkel. Er beschrieb die Gravitation als eine Krümmung von Raum und Zeit, die nicht nur Newtons Beobachtungen erweiterte, sondern auch neue Phänomene wie die exakte Bewegung des Merkurs erklärte. Einstein hat Newton nicht widerlegt, sondern seine Theorie erweitert. In den meisten alltäglichen Anwendungen sind die Unterschiede zwischen den beiden Theorien gering, aber bei extremen Gravitationskräften oder Geschwindigkeiten nahe der Lichtgeschwindigkeit wird Einsteins Theorie entscheidend.
Die Wissenschaft ist stets bestrebt, die Realität anhand von Beobachtungen genauer und besser zu beschreiben. Veraltete Theorien wie die von Newton sind nicht zwangsläufig falsch; sie stellten den besten Wissensstand ihrer Zeit dar und wurden aufgrund besserer Daten und Entdeckungen angepasst.
Im Gegensatz zu diesen fortschrittlichen Theorien steht das Konzept des elektrischen Universums. Diese Theorie besagt, dass fast alle kosmischen Phänomene durch elektrische Kräfte verursacht werden, im Gegensatz zu den anerkannten physikalischen und astronomischen Theorien, die die Gravitationskraft als die dominierende Kraft auf großen Skalen betrachten.
Die Ursprünge dieser Hypothese liegen im Dunkeln, reichen aber bis ins 19. Jahrhundert zurück. 1883 veröffentlichte ein anonymer Autor mit dem Spitznamen „Torpedo“ ein Pamphlet, in dem er behauptete, dass die Wärme der Sonne auf elektrische Effekte in unserer Atmosphäre zurückzuführen sei – eine These, die schon damals widerlegt werden konnte.
Moderne Anhänger des elektrischen Universums stellen die Grundsätze der Astronomie in Frage, von der Entstehung des Universums bis hin zur Natur der Sonne. Sie behaupten, dass elektrische Phänomene und nicht die Gravitation die dominierende Kraft im Kosmos sind. Ihre Argumente beruhen jedoch häufig auf Missverständnissen oder Unkenntnis grundlegender wissenschaftlicher Prinzipien.
Viele Behauptungen über das elektrische Universum beruhen auf der Unfähigkeit, sich bestimmte wissenschaftliche Konzepte vorzustellen. Aber „Ich kann es mir nicht vorstellen“ bedeutet nicht, dass eine Theorie falsch ist. Newton und Einstein haben gezeigt, dass wissenschaftliche Theorien die Grenzen unserer Vorstellungskraft überschreiten können.
Trotz der Unzulänglichkeiten des elektrischen Universums veranschaulicht es den menschlichen Drang, das Universum zu verstehen. Die Wissenschaft sollte diesen Drang unterstützen und ihr Wissen verständlich und zugänglich machen, anstatt sich über alternative Theorien lustig zu machen. Wie Carl Sagan betonte, ist es die Aufgabe der Wissenschaft, das Staunen über das Universum zu fördern und zu erklären, anstatt zuzulassen, dass Pseudowissenschaften diese Rolle übernehmen.